Du hast ein Recht auf deine Trauer

Du darfst dich deinen Verlusten widmen,
musst nicht verdrängen, was dich beschwert.
Du hast ein Recht, das abzutrauern,
was dich so tief enttäuscht hat
und was du nicht ändern kannst.

Du hast ein Recht auf deine Tränen,
auf dein Schweigen,
auf deine Ratlosigkeit,
auf deine innere und äußere Abwesenheit,
Du musst nicht den Glücklichen spielen,
nicht über den Dingen stehen.

Du hast ein Recht, die wegzuschicken,
die dich mit Gewalt aus deiner Trauer
herausholen wollen, weil deine Trauer
sie selbst bedroht.
Du hast ein Recht auf deine Trauerzeit.

Du hast ein Recht,
mit denen nicht reden zu wollen,
die dir ein schlechtes Gewissen machen
für deine Dunkelheit und Trauer.
Die mit Sprüchen kommen
und dich mit diesen Sprüchen
unter Druck zu setzen versuchen.
Du hast ein Recht auf deine Trauerstille.

Du hast ein Recht, dich zu wehren
gegen die, die dir sagen
was du fühlen darfst und was nicht,
die dich nicht als einzelnen,
sondern als Fall behandeln
und sich innerlich nicht wirklich
mit dir einlassen.

Vielleicht macht dich nichts so menschlich
wie deine Trauer.
Über sie kann ein Trauernder sich dir nähern
und auf Verständnis hoffen.
Trauern zu können ist eine Gabe.
Lass dir das Recht auf deine Trauer nicht nehmen
(Verfasser unbekannt)

 

10 Rechte für Trauernde

1.) Du hast das Recht, individuell zu trauern. Lasse Dir nicht vorschreiben, wie Du zu trauern hast.

2.) Du hast das Recht, über Schmerz und Trauer zu sprechen. Suche Dir Menschen, die Dir zuhören

3.) Du hast das Recht, eine Vielzahl von Gefühlen zu erleben und zu erfahren

4.) Du hast das Recht, Deine körperlichen und emotionalen Grenzen anzunehmen. Höre auf das, was Dein Körper Dir sagt, hole Dir die Ruhe, die Du brauchst.

5.) Du hast das Recht zu Trauerausbrüchen. Diese können jederzeit auftauchen.

6.) Du hast das Recht, Rituale zu nutzen. Rituale bringen Dich dem Verstorbenen nahe.

7.)  Du hast das Recht, Dich Deiner Spiritualität hinzugeben. Suche Dir Menschen, die Dich verstehen, auch wenn Du z.B. wütend auf Gott bist.

8.) Du hast das Recht, nach dem Sinn des Lebens zu suchen

9.) Du hast das Recht, Dir Deine Erinnerungen zu bewahren.

10.) Du hast das Recht, Dich auf Deine Trauerarbeit einzulassen und Dich zu heilen. Die Versöhnung mit Deinem Schmerz und der Trauer wird sich nicht schnell vollziehen. Trauer ist ein Prozeß, kein Ereignis. Sei geduldig und tolerant gegenüber Dir selber und meide Personen, die ungeduldig und intolerant Dir gegenüber sind.

(Verfasser unbekannt / Quelle: www.trauerlicht.de.tl)
 

Text von einer verwaisten Mutter :

Appell der verwaisten Eltern

Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos.
Die Wunde ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.
Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.
Gestattet uns unseren Weg, der lang sei kann.
Drängt uns nicht, so zu sein wie früher,
wir können es nicht.
Denkt daran, dass wir in Wandlung begriffen sind.
Lasst Euch sagen, dass wir uns selbst fremd sind. Habt Geduld.
Wir wissen, dass wir Bitteres in Eure Zufriedenheit streuen.
Dass Euer Lachen ersterben kann, wenn Ihr unser Erschrecken seht.
Dass wir Euch mit Leid konfrontieren, dass Ihr vermeiden möchtet.
Wenn wir Eure Kinder sehen, leiden wir.
Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen.
Wir haben die Sicherheit verloren, in der Ihr noch lebt.
Ihr haltet uns entgegen: Auch wir haben Kummer.
Doch wenn wir Euch fragen, ob ihr unser Schicksal tragen möchtet,
erschreckt Ihr.
Aber verzeiht:
Unser Leid ist so übermächtig, dass wir oft vergessen,
dass es viele Arten von Schmerz gibt.
Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können.
Unsere Kinder begleiten uns.
Vieles was wir hören, müssen wir auf sie beziehen. Wir hören Euch zu,
aber unsere Gedanken schweifen ab.
Nehmt es an, wenn wir von unseren Kindern und unserer Trauer
zu sprechen beginnen.
Wir tun nur das, was in uns drängt.
Wenn wir Eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden und einsam.
Lasst unsere Kinder bedeutend werden vor Euch.
Teilt mit uns den Glauben an sie.
Noch mehr als früher sind sie ein Teil von uns.
Wenn Ihr unsere Kinder verletzt, verletzt Ihr uns.
Mag sein, dass wir sie vollendeter machen, als sie es waren.
Aber Fehler zuzugestehen fällt uns schwer.
Zerstört nicht unser Bild. Glaubt uns: Wir brauchen es so.
Versucht Euch in uns einzufühlen.
Glaubt daran, dass unsere Belastbarkeit wächst.
Glaubt daran, dass wir eines Tages mit neuem Selbstverständnis leben werden.
Euer Zutrauen stärkt uns auf diesem Weg.
Wenn wir es geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen,
werden wir Euch freier begegnen.
Jetzt aber zwingt uns nicht mit Wort und Blick, unser Unglück zu leugnen.
Wir brauchen Eure Annahme.
Vergesst nicht, wir müssen so vieles von neuem lernen.
Unsere Trauer hat unser Sehen und fühlen verändert.
Bleibt an unserer Seite. Lernt von uns.
Für Euer eigenes Leben.
 

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